Ein Schieber mit vielen Trümpfen
Aluminium-Schiebeläden werden vor allem im Wohnbau eingesetzt. Der Schwerpunkt liegt auf Mehrfamilienhäusern und hier vor allem bei den Neubauten. Viele Architekten nutzen die Schiebeläden als dekoratives Element für die Fassadengestaltung. Denn das «Gesicht» des Gebäudes erscheint so jedes Mal anders, je nachdem, wie viele Schiebeläden geöffnet, halb oder ganz geschlossen sind. Die Fassade wirkt dadurch lebendig und abwechslungsreich. Schiebeläden sind zwar deutlich teurer als herkömmliche Jalousien oder Lamellenstoren, dafür ausgesprochen robust und wartungsarm. Deshalb kommen sie seit einigen Jahren auch in grösseren Überbauungen zum Einsatz.
Stabil dank Schienen
Das Prinzip ist einfach: Die obere Kante des Schiebeladens wird in eine Laufschiene eingehängt. Zum Einsatz kommen hochwertige Laufrollen aus Spezialkunststoff. Durch die Verwendung von Kugellagern ist der Kraftaufwand zum Verschieben bescheiden. Die untere Kante des Ladens läuft in einer Führungsschiene. Sie sorgt dafür, dass der Laden sauber verschoben werden kann und nicht verkantet oder gegen die Fassade schlägt. Beide Schienen werden fest in der Aussenwand verankert. Bei Neubauten ist dies relativ einfach möglich. Spezielle Winkelkonsolen werden an der Fassade (Beton, Mauerwerk oder Holz) aufgeschraubt. Bei gedämmten Fassaden werden die Konsolen mithilfe von Isolationseinlagen montiert. Bei Sanierungen oder Nachrüstungen gibt es zwei Varianten: Entweder können die Konsolen direkt montiert werden, oder die Schiebeläden werden im Rahmen einer Gebäudehüllen-Sanierung angebracht.
Damit ein Schiebeladen reibungslos funktioniert, ist eine gute Planung zentral. «Wenn wir für ein Projekt angefragt werden und die ersten Zeichnungen anschauen, ist vieles noch unklar. Wir sitzen dann mit den Architekten und Planern zusammen und besprechen alle wichtigen Punkte», sagt Jürg Laubscher. Er ist Geschäftsleiter der Alurex Kindt AG in Lyss, die seit über 20 Jahren Alu-Schiebeläden herstellt. In der Planungsphase versuche man, möglichst alle Hindernisse für die spätere Montage aus dem Weg zu räumen, sagt Laubscher: «Für den Schiebeladen braucht es auf der Fassade genügend Raum, sonst kann er nicht parkiert werden. Zudem müssen die nötigen Aussparungen für die Schienen eingeplant oder die Stromanschlüsse für eine Motorisierung bedacht werden.»
Ob farblos oder bunt, das Statement passt: Ein Gebäude an der EPFL Lausanne (links) und ein Neubau in Bern (rechts).
Grosse Unterschiede
Wer diesen Aufwand nicht scheut, kann die Ausschreibung passgenau und seriös formulieren. Denn wenn die Anforderungen an die Schiebeläden nicht präzise formuliert sind oder gar fehlen, entscheidet am Schluss allzu oft der Preis. Genau hier könne man hereinfallen, meint Jürg Laubscher: «Es ist wie überall beim Bauen. Verlangt man lediglich ‹Fenster›, können dies auch Billigprodukte sein. Schreibt man hingegen ‹Holz-Metall- Fenster›, geht das nicht.» Auch bei den Alu-Schiebeläden gibt es preisgünstige ausländische Produkte. Das eingesparte Geld äussert sich in verschiedener Hinsicht: Die Materialstärken sind in der Regel geringer als bei Schweizer Produkten, die Komponenten wie Beschläge, Laufräder oder Kugelräder oft günstiger und damit weniger langlebig. Ein wichtiger Punkt ist zudem die Oberflächenbehandlung: Die meisten Schweizer Hersteller bauen die Läden zuerst zusammen und beschichten sie erst in fertigem Zustand. Bei anderen Herstellern werden hingegen beschichtete Aluminiumprofile zugeschnitten und zusammengebaut – an den Gehrungen (Eckverbindungen) kann es deshalb zu Auskreidungen oder Farbablösungen kommen.
«Qualität kostet etwas mehr, macht aber bei der Nutzung mehr Freude. Zudem ist die Schiebeanlage wesentlich langlebiger», meint auch Reto Unternährer, Geschäftsleiter der Jaloumatic AG im aargauischen Wohlen. Die Firma setzt ausschliesslich auf Schweizer Zulieferer und stellt alle Schiebe-Elemente im eigenen Werk her. Deren Basis ist ein stabiler Aluminiumrahmen aus Vierkant- Hohlprofilen oder einem Winkelrahmen. Als Füllung kommen horizontale oder vertikale Lamellen aus Aluminium, Lochbleche oder Streckmetalle infrage. Sehr beliebt sind derzeit auch Holzlamellen. «Bei der Optik ist sehr vieles möglich, wir haben auch schon Textil- oder Plexiglasfüllungen umgesetzt», sagt Unternährer. Das Umsetzen individueller Wünsche sei deshalb gut möglich.
Stabile Konstruktion
Beide Firmen stellen die Alu- Schiebeläden in ihren eigenen Werken her. Als Rohmaterial dienen sechs Meter lange Profile aus stranggepresstem Aluminium. Für den Rahmen werden diese Profile passgenau auf Gehrung (45-Grad-Winkel) geschnitten und verbunden. Die Alurex Kindt AG benutzt dazu eine gestemmte Verbindung, die Jaloumatic AG unsichtbare Eckverbinder mit Schrauben. Als Oberflächenbehandlung kommen entweder eine Pulverbeschichtung oder eine Eloxierung infrage. Bei der Beschichtung kann die Bauherrschaft aus allen gängigen Farbpaletten wie RAL oder NCS in matt oder glanz wählen. Bei der Eloxierung, einem elektrolytischen Verfahren, ist die Farbwahl etwas limitiert. «Dafür wirken die Farben eine Nuance glänzender, und der Effekt der Metallstruktur kommt wunderbar zum Tragen», sagt Reto Unternährer.
Alpintauglich: Auch ein Neubau in Andermatt wurde mit Schiebeläden ausgerüstet.
Alu-Schiebeläden können entweder von Hand oder via Motor bedient werden. Ist ein Motor gewünscht, muss im Bereich der Fensteröffnungen allerdings ein Stromanschluss vorhanden sein. In Neubauten ist dies problemlos möglich, bei Bestandesbauten braucht es allenfalls einen Durchbruch. Grosse Schiebeläden, die nicht «en bloc» umgesetzt werden können oder sollen, werden in zwei Flügel aufgeteilt oder teleskopiert. Zum Parkieren schiebt man zwei bis drei kleinere Flügel hintereinander wie bei einem Ausziehfernrohr. Damit die Teleskopierung gelingt, sind allerdings zusätzliche Lauf- und Führungsschienen notwendig.
Langlebige Lösung
Wie sieht es mit den Preisen aus? «Gegenüber einer Rafflamellenstore ist der Schiebeladen deutlich teurer. Die Lebensdauer einer Rafflamellenstore wird mit ungefähr sieben Jahren angegeben. Service und Ausbau können da rasch teurer werden als das Produkt selbst», sagt Jürg Laubscher von der Alurex Kindt AG. Den Quadratmeterpreis eines «normalen» Alu- Schiebeladens schätzt Reto Unternährer von der Jaloumatic AG auf ungefähr 400 Franken: «Zu bedenken ist der Skaleneffekt. Der Aufwand für Herstellung und Montage macht bei einem Einfamilienhaus mit zwei Schiebeläden deutlich mehr aus als bei einem Mehrfamilienhaus mit 40 Einheiten.» Beide Spezialisten sind sich einig, dass der Alu-Schiebeladen ausgesprochen unterhaltsarm ist. Für die Reinigung genüge das Abwischen mit einem feuchten Tuch oder Mikrofaserlappen, Schienen oder Lager müssten nicht geschmiert werden. Auch die verwendeten Motoren seien ausgesprochen robust. Keine der beiden Firmen hat eine Serviceabteilung, es gilt er Grundsatz «Sauber montiert = keine Probleme». Auf Wunsch werden Läden, Lager und Stopper periodisch kontrolliert.
Frühe Abklärung
Wer einen Neu- oder Bestandesbau mit Alu-Schiebeläden ausrüsten möchte, wendet sich am besten frühzeitig an einen Hersteller. «Private Bauherren mailen uns meistens ein Foto der Fassade. Wir sehen dann ziemlich schnell, ob das Projekt ‹Schiebeladen› machbar ist oder nicht. Um die Details zu klären, vereinbaren wir sowieso einen Termin vor Ort», berichtet Reto Unternährer. Und Jürg Laubscher ergänzt: «Als Schweizer Firma sind wir einfach viel näher beim Kunden als ein Lieferant aus dem Ausland. Diese Nähe und dieses Vertrauen sind entscheidend für gelingende Projekte.»
Quelle: https://www.hev-schweiz.ch/news/detail/News/ein-schieber-mit-vielen-truempfen/